Au Pair in Chile - Einblick in die Mentalität der Chilenen

Ein so helles Land wie Chile verdankt seine Einzigartigkeit der Verschmelzung europäischer Trends und des Erbes indigener Völker. Chilenen sprechen gerne über Essen, Wein, Familie, Sport und Reisen. Das erste, worüber Chilenen wahrscheinlich neue Freunde befragen, ist ihr Beruf und ein Land, aus dem sie gekommen sind. Chilenen sind immer sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig.

Das chilenische Spanisch ist fast eine eigene Sprache. Mit vielen indigenen Leihwörtern und einem den Chilenen eigenen Singsang ist es selbst für geübte Spanischsprechende zu Beginn schwierig, alles zu verstehen. Nach ein paar Tagen ist man jedoch ganz gut drin – mit Englisch kommt man vor allem in ländlichen Regionen nicht sehr weit. Ein Spanischkurs vor der Reise oder direkt dort ist eine gute Idee.

In Chile fällst du mit deinen gewohnten Begrüßungsritualen nicht weiter auf. Männer schütteln sich die Hand oder geben sich mal einen Klopfer auf die Schulter, Frauen werden mit Küsschen begrüßt – von allen Geschlechtern.

Pünktlichkeit ist auch in Chile keine Tugend im deutschen Sinne. Verspätungen bis zu einer Stunde sind nicht nur normal, sondern werden fest mit eingerechnet. Du bringst deinen Gastgeber sogar in Bedrängnis, wenn du pünktlich erscheinst. Im Fernverkehr geht es etwas geordneter zu – Busse und Flugzeuge sind meistens pünktlich.

Ein weiterer kultureller Unterschied, der einem Nordeuropäer zu schaffen machen kann, ist der Umgang mit Ehrlichkeit und Direktheit. Chilenen fühlen sich von unverblümten Ansagen angegriffen und würden niemals so direkt wie Deutsche ihre Meinung sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Im Gegenteil, häufig wird sogar lieber gelogen als Tacheles zu reden.

Wer in Chile Kritik anbringen möchte, sollte sich in der hohen Kunst der versteckten Botschaften üben und lernen, diese auch zu lesen. Dann weißt du schon, woran du bist, ohne unnötige Wellen zu schlagen. Zudem achten die Chilenen sehr auf die Gestik und Mimik ihres Gegenübers und leiten daraus viel ab.

Chilenen mögen es zu scherzen, aber ihr Humor ist etwas Besonderes und mag beleidigend wirken. Zum Beispiel ist es in Chile normal, sich über Mängel anderer lustig zu machen, deshalb sollten Sie sich nicht über diese Art von Witzen ärgern. Umgekehrt ist es besser, keinen Scherz zu machen, wenn Sie Ihre Gesprächspartner nicht gut kennen. Aufgrund der Besonderheiten ihrer Mentalität können Chilenen harmlose Witze als lächerlich empfinden.

In einem Gespräch sollte versucht werden, Themen wie chilenische Politik, Menschenrechte und Religion zu vermeiden, da diese für die Anwohner schmerzhafte Themen sind. Sie glauben, dass die inneren Angelegenheiten ihres Landes keine Ausländer betreffen sollten, obwohl sie bereit sind, die gleichen Themen zu diskutieren, wenn es um andere Länder geht. Wenn der Gesprächspartner diese Themen selbst anspricht, sollte er eine neutrale Position einnehmen.

Chilenische Menschen stehen normalerweise in der Nähe ihrer Gesprächspartner. Die Aufrechterhaltung des Augenkontakts drückt das Interesse aus, ein Chilene kann die Hand auf die Schulter der Person des gleichen Geschlechts legen, als Zeichen des guten Willens. Männer umarmen jüngere Frauen und zeigen Sorgfalt.

Gehen Sie nicht vom Gesprächspartner weg, auch wenn es den Anschein hat, dass er oder sie zu nahe ist. Das Abwenden der Augen kann als Grobheit, Verschwiegenheit, Misstrauen oder mangelnde Kommunikationsbereitschaft angesehen werden.

Normalerweise spricht man sich mit dem Vornamen an und ohne Titel. Ältere Personen erhalten noch die Anrede „Don“ oder „Doña“ vor dem Vornamen. Ans Telefon geht man übrigens nie mit seinem vollen Namen, sondern meist mit einem kurzen „hola“.

Fingerschnippen wird weder in einem Restaurant zum Anrufen eines Kellners noch während eines Gesprächs akzeptiert - dies ist eine sehr unhöfliche Geste.

Höflichkeit erfordert, dass Raucher eine Zigarette anzünden, um jedem Freund eine anzubieten - außer natürlich Minderjährigen.

Kleidertechnisch geht es für Frauen nicht so konservativ zu wie in Europa: Knappe Röcke und hohe Schuhe sieht man überall, normale Jeans und Turnschuhe sind jedoch auch okay. Männer tun gut daran, auch bei hohen Temperaturen ein T-Shirt oder Hemd zu tragen.

Akustikgitarre ist in Chile sehr beliebt. Die meisten Einheimischen können es spielen und oft wird in den Familienferien Gitarrenmusik gespielt. Chilenen sind sehr patriotisch und stolz auf ihre berühmten Landsleute. Der berühmteste chilenische Autor ist der Dichter Pablo Neruda, der 1973 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Die Bücher von Isabel Allende, der Gewinnerin des Nationalen Literaturpreises in Chile, wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Chilenische Feiertage und Festivals sind immer erstaunlich und voller Farben. Chile veranstaltet das ganze Jahr über eine Reihe von Festivals. Man kann sagen, dass das Land selbst ein malerisches Fest ist, bei dem die einzigartigen Traditionen der indigenen Völker mit den katholischen Bräuchen vermischt werden. Wie in jedem anderen katholischen Land wird hier im Dezember Weihnachten gefeiert. Beim traditionellen Familienessen am 24. Dezember essen die Menschen Kuchen mit getrockneten Früchten und trinken 'Cola de mono' - ein alkoholisches Getränk mit Zucker, Kaffee, Milch und Zimt. Chilenen schmücken einen Weihnachtsbaum mit leuchtenden Girlanden, Kunstschnee und einer Krippe, die die Geburt Christi symbolisiert. Viejito Pascuero stellte Kindergeschenke unter den Weihnachtsbaum. In der Nacht zum 25. Dezember besuchen Chilenen die Messe.

Am 31. Dezember steht das ganze Land vor dem neuen Jahr. In der Nacht zum 1. Januar wird am Strand von Valparaiso das größte Neujahrsfeuerwerk Lateinamerikas abgefeuert. Tausende von Menschen versammeln sich in den Hügeln, um dieses spektakuläre Ereignis zu verfolgen. In anderen Städten gibt es auch Feuerwerke. Die Feiernden wünschen sich gegenseitig viel Glück und trinken Champagner aus Gläsern mit goldenen Ringen am unteren Rand - laut lokaler Überzeugung bringt dies viel Glück für das nächste Jahr. Es gibt andere gemeinsame Neujahrstraditionen. Um zum Beispiel Glück zu haben, wird empfohlen, gelbe Unterwäsche zu tragen und Linsen zu essen. Die Chilenen stecken Geld in die Schuhe, in der Hoffnung, Reichtum anzuziehen, Notizen mit allen schlechten Dingen des vergangenen Jahres zu verbrennen, 12 Trauben zu essen - eine für jeden Taktschlag, manche feiern mit Koffern, um sich im neuen Jahr Reisemöglichkeiten zu verschaffen.