Au Pair in Schweden - Schweden Land und Leute
Vor noch nicht einmal 100 Jahren war Schweden noch ein relativ armer Agrarstaat, heute ist es ein modernes Land mit einer blühenden Wirtschaft. Der schwedischen Bevölkerung ist es trotz der tiefgreifenden Veränderungen in ihrem Alltag und der Gesellschaft gelungen, den Balanceakt zwischen Tradition und Moderne zu meistern. Schwedische Feiertag werden z.B. meist noch sehr traditionell gefeiert. Die dunkle Jahreszeit wird vor allem um Weihnachten herum mit zahllosen Kerzen und Lichtern in den Fenstern erhellt, wie es bereits seit Generationen Brauch ist. Mit der Walpurgisnacht und den dazugehörigen Lagerfeuern wird das Ende des Winters gefeiert und der Frühling willkommen geheißen. Und der längste Tag des Jahres, Mittsommer, wird ausgiebig gefeiert - meist mit der Familie, Freunden und Nachbarn im eigenen Sommerhaus. Das Mittsommerfest läutet in Schweden die zwar relativ kurze, aber sehnsüchtig erwartete Sommersaison ein. Diese wird von den naturverbundenen Schweden wann immer möglich bis spät in die Nacht hinein im Freien verbracht.
Der Schwede an sich
In vielen Köpfen herrscht das Klischee des schüchternen und zurückhaltenden Schweden. Ganz von der Hand zu weisen ist dies nicht: Viele Schweden neigen dazu, erst zuzuhören und dann zu sprechen. Auch ist es allgemein üblich, sich anzustellen und zu warten, bis man an der Reihe ist. Sich vorzudrängeln wird als sehr unhöflich und rüpelhaft empfunden. Der Gleichheitsgedanke ist in der schwedischen Bevölkerung tief verwurzelt. Dazu gehört auch, dass jeder seine Meinung frei äußern darf und die Meinungen von jedem gleichermäßen beachtet werden - unabhängig vom sozialen Status oder beruflichen Titel.
Schwedische Gewohnheiten
Die schwedische Bescheidenheit: Viele Schweden möchten nicht aufdringlich wirken und sie möchten sich auch nicht von anderen abheben. Sie mögen bescheidenes Auftreten und trauen sich oft nicht ihre Leistungen ins rechte Licht zu setzen. Teilweise ist dies mit Schüchternheit und Zurückhaltung gepaart.
Du-Reform: In Schweden reden sich fast alle Menschen immer mit „Du“ und dem Vornamen an. Eine Ausnahme bildet die Königsfamilie, welchen mit ihren Titeln anzureden ist. Doch werden wahrscheinlich die wenigsten in diese Verlegenheit kommen. Politiker werden von den Journalisten mit „Du“ angeredet. Auf Behördengängen und im Geschäftleben wird ebenfalls immer das „Du“ verwendet.
Schuhe ausziehen: Besucht man Schweden privat, ist es selbstverständlich sich ungefragt die Schuhe im Eingangsbereich auszuziehen und in Socken herumzulaufen. Doch es gibt ein paar wenige Ausnahmen. Zum Beispiel darf der Schornsteinfeger die Schuhe anlassen. Bei besonders festlichen Anlässen nehmen sich die Gäste spezielle Ausgehschuhe mit, welche sie an Ort und Stelle gegen die Straßenschuhe wechseln. In einigen Familien sind auch Hausschuhe üblich.
Kleiderordnung und Mode: Im Büro herrscht die Tendenz zu einer eher legeren Kleidung mit Hemd, Hose und Pullover vor. Eine Krawatte ist unüblich. Bei privaten Einladungen und Familienfesten kommen besonders die älteren Generationen im dunklen Anzug und Krawatte oder Abendkleid daher. Es ist also genau umgekehrt wie in England oder vielleicht in Deutschland.
Alkoholkonsum: Abgesehen vom Leichtbier gibt es alkoholische Getränke nur im staatlichen Alkoholladen (systembolag) zu kaufen. Seit einigen Jahren dürfen alkoholische Getränke auch im Internet angeboten werden. Zudem gibt es noch einen nicht unerheblichen Schwarzmarkt. Im Durchschnitt ist der schwedische Pro-Kopf-Verbrauch an Alkohol einer der niedrigsten in Europa. Abgesehen davon gibt es recht viele Schweden, die aus Überzeugung keinen Tropfen Alkohol trinken.
Kaffee trinken: Oft wird vor dem Schlafengehen in schwedischen Familien gerne eine Tasse Kaffee getrunken. Überhaupt wird sehr viel Kaffee konsumiert und bei jeder Gelegenheit auch Kaffee angeboten. Dazu gibt es dann oft auch eine Kanebulle, eine schwedische Zimtschnecke. Problematisch wird es, wenn der Gast nach Milch oder Sahne bittet, weil die meisten Schweden ihren Kaffee lieber schwarz und mit Zucker trinken. Falls Gebäck und Kuchen gereicht wird, nimmt man sich erst das Gebäck und den Kuchen hebt man sich zum Schluss auf. Dabei gebietet es die Höflichkeit nur kleine Stücke abzuschneiden. Im Vergleich zu Deutschland sind die Kuchenstücke kleiner, aber dafür um so süßer.
Mit Schweden kontroverse Diskussionen führen: Das ist, wenn es nicht gerade sehr vertraute Freunde sind, mit Vorsicht zu genießen. Die Schweden mögen es in der Regel nicht, sich auf kontroverse Diskussionen einzulassen, da sie Konflikten lieber aus dem Weg gehen. Schweden suchen im Gespräch die Einigkeit und Übereinstimmung. Deshalb wird auch gerne viel gelobt. Ins Wort fallen sich die Schweden so gut wie nicht und lassen den Gesprächspartner schön ausreden. Dadurch entsteht eine Gesprächspause, welche viele Deutsche in Verlegenheit bringt und man fängt sich unweigerlich an zu fragen, ob sich der Schwede überhaupt für das Thema interessiert. Droht es dem Schweden zu kontrovers zu werden, geht der Schwede meistens weg oder legt den Hörer auf.
Selbstverständlich darf die eigene Meinung vorgeschlagen werden. Aber dann soll sie ausgewogen sein mit Rücksicht auf sich widerstreitende Interessen. Kompromisse werden gerne gesehen. Es muss eben alles „lagom“, sein. „Lagom“ in der Bedeutung „nicht zu viel und nicht zu wenig“ ist ein Wort, das sich kaum übersetzen lässt und die gesamte schwedische Denkweise prägt.
Humor und Lachen: Schweden lachen gerne bei Gesprächen. Humor und Lachen wird auch im Berufsalltag gerne erlebt. Ironie und Selbstironie wird von Schweden allerdings oft fehlinterpretiert. Witzige Bemerkungen sind sicherheitshalber also solche zu kennzeichnen. Die Schweden amüsieren sich nach meiner Meinung nach ganz gerne über komische Zufälle, lustige Verwechslungsgeschichten oder Missgeschicke auf Grund von Missverständnissen, wenn sie einen guten Ausgang haben und einem am besten selbst widerfahren sind.
Körpersprache und das Grüßen: Die Körpersprache ist weniger ausgeprägt als in Deutschland. Mit den Händen wird wenig gestikuliert. Die Hände schüttelt man sich eher selten, zum Beispiel wenn man vorgestellt wird oder sich sehr lange nicht gesehen hat. Hingegen hebt man die Hand, wenn man sich im Freien begegnet. Besonders auf dem Land ist dies so. Eine andere Eigenart scheint zu sein, dass man wildfremde Menschen im Fahrstuhl nicht begrüßt.
Wichtig ist ein freundlicher Gesichtsausdruck oder wenigstens ein neutraler. Der ernste und entschlossene Gesichtsausdruck, welcher in Deutschland oft anzutreffen ist, wirkt feindselig. Schwedische Frauen lächeln sehr oft beiderlei Geschlecht an, um einfach für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen.
Pünktlichkeit und Termine: Viele Schweden sind auf Zeitplanung versessen. Fast immer ist für alles ein Termin zu vereinbaren. Hat man in drei Wochen einen Arzttermin um 14:00, kann man fast immer danach die Uhrzeit stellen. Wird man um 19:00 eingeladen, dann kommt man auch um 19:00. Die akademische Viertelstunde ist unbekannt. Wer zu früh mit dem Auto anreist, wartet dann so lange eine Straße weiter im Auto, um auf die Minute vorfahren zu können.
Unangemeldete Besuche sind eher unüblich. Selbstverständlich können sich Nachbarn gegenseitig ohne Voranmeldung besuchen, um etwas zu erfragen oder zu erbitten. Wenn es sich ergibt und niemand unter Zeitdruck steht, gibt es vielleicht auch einen Kaffee. Allerdings bleiben die Gäste dann meistens nicht lange.
Schlange stehen: Während in Deutschland sich Menschentrauben um einem Schalter scharen, stehen Schweden schön brav in der Schlange. Da auch dies lästig sein kann, muss man fast immer einen Nummernzettel (nummerlapp, kölapp) ziehen. Man wartet dann, bis die Nummer elektronisch angezeigt und durch ein „Bing“ akustisch signalisiert wird. Dies ist in fast allen Geschäften und auf allen Behörden so und ist auch dann zu befolgen, wenn kein weiterer Kunde oder Wartende vorhanden ist.
Drängeln: Niemals! Der Körperabstand liegt in Deutschland bei etwa 50 cm, in Schweden etwa 75 cm. Beachten Sie dies auch, wenn Sie in einer Schlange stehen. Beobachten Sie einfach das Verhalten der anderen. Wenn es mal zu langsam geht, zeigen Sie Gelassenheit, sonst bedeutet dies, Sie hätten sich nicht im Griff. Halten Sie auch Abstand zum Vordermann, wenn Sie auf schwedischen Autobahnen überholen.
Tischsitten: Sie sind wie in Deutschland oft nur ansatzweise vorhanden. Bemerkenswert ist, dass im Unterschied zu anderen Ländern die Zinken der Gabel immer nach unten gehalten werden. Dieses Prinzip wird auch beim Verspeisen von Erbsen versucht ebenso konsequent wie verzweifelt durchzuhalten. In Schweden wartet man auch nicht, bis die Gastgeberin einen auffordert zu essen. Man fängt einfach irgendwann an, wenn jeder dafür bereit zu sein scheint. Wenn Kuchen gereicht wird, keine zu großen Stücke abschneiden. Mit den Keksen wird angefangen und von allem sollte probiert werden, aber nicht zu viel. Nach einer Einladung bedankt man sich ein paar Tage später dafür. Erscheinen tut man fast auf die Minute pünktlich. Kommt man 5 Minuten zu spät, werden die Gastgeber schon nervös.
Toiletten: Sie sind in Gastätten und öffentlichen Einrichtungen meistens nicht nach Geschlechtern getrennt. Viele Gaststätten begnügen sich mit nur ein Toilette und damit ist den Vorschriften Genüge geleistet
Freizeitgestaltung in Schweden
Die meisten Schweden lieben es, sich in der Natur aufzuhalten. Viele Familien haben ein eigenes Sommerhaus, in dem sie die Wochenenden und den Sommerurlaub verbringen. Aufgrund der zahllosen Seen und Flüsse und der langen Küstenlinie des Landes wird viel Zeit am und auf dem Wasser verbracht. Ein eigenes Boot zu besitzen ist keine Seltenheit. In der kalten Jahreszeit wird viel Wintersport betrieben.
Schweden organisieren sich sehr gerne in Clubs. Vom Buchclub bis zum Koch- oder Strickclub gibt es für fast jedes Interesse etwas Passendes. Eine weitere Besonderheit der schwedischen Bevölkerung ist ihre Vorliebe fürs Singen. Viele Schweden - jung und alt - sind Mitglieder in Chören. Bei Veranstaltungen und vor allem an den wichtigen Feiertagen wie Weihnachten und Mittsommer ist es durchaus üblich, dass die Anwesenden auf einmal anfangen, ein Volkslied anzustimmen.
Eine weitere Besonderheit ist die Liebe zum Kaffee. Die Kaffeepause (fika) ist sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben fest verwurzelt. Dazu gehört obligatorisch ein süßes Gebäck.
Klima und Wetter
Die Jahreszeiten sind in Schweden sehr ausgeprägt. Aufgrund der Nähe zum warmen Golfstrom ist es in Südschweden jedoch häufig deutlich milder, als man das von einem skandinavischen Land erwarten würde. Dort wird es häufig erst im Februar richtig kalt. Generell kann man sagen, dass der schwedische Frühling von April bis Mai andauert, der Sommer von Juni bis August, der Herbst von September bis Oktober und der Winter von November bis März. Die Ausprägung der einzelnen Jahreszeiten variiert jedoch deutlich, je nachdem, wo man sich in dem weitläufigen Land befindet. In Südschweden sind die Winter relativ kurz und mild, die Temperaturen im Sommer entsprechen weitestgehend denen in Dänemark und Norddeutschland. Entlang der südlichen Küsten schneit es im Winter recht selten. Im Frühling und Herbst regnet es dafür häufig, die Temperaturen liegen aber höher als im restlichen Schweden.
In Mittelschweden, wo auch die Hauptstadt Stockholm liegt, bemerkt man im Sommer bereits die nördliche Lage: die Temperaturen liegen im Durchschnitt ein paar Grad niedriger als in Südschweden und die Tage sind merklich länger. Im Sommer beginnt es erst gegen 23 Uhr zu dämmern, bereits ab 1 Uhr wird es wieder hell. Im Winter fällt mehr Schnee. Im Nordwesten Mittelschwedens befinden sich einige beliebte Skigebiete. In Nordschweden, inklusive Schwedisch Lappland, sind die Winter besonders lang, kalt und trocken. Die Durchschnittstemperaturen liegen mehrere Monate lang unter null Grad. Die Tage sind im Winter sehr kurz. Die Sommer sind zwar kurz, die Temperaturen liegen aber meist bei angenehmen 15 Grad, manchmal steigen sie auch auf bis zu 30 Grad. Ende Juni und Anfang Juli kann hier die Mitternachtssonne bewundert werden. Im Januar liegen die Durchschnittstemperaturen zwischen 0°C und -2°C im südlichen Schweden und -12°C und -14°C in Nordschweden. Der Kälterekord wurde am 13. Dezmber 1941 in Malgovik in der Gemeinde Vilhelmina gemessen – er lag bei -53°C!
Tageslicht
An die Tage in Schweden muss man sich erst einmal gewöhnen. Die Winter sind kalt und dunkel, im Norden des Landes herrscht fast rund um die Uhr Nacht. Die langen Sommertage gleichen dies jedoch mehr als wieder aus. Dies ist sogar ganz im Süden des Landes, in Malmö, noch spürbar. Im fernen Nordschweden geht die Sonne zu dieser Zeit sogar gar nicht unter. Die Mitternachtssonne lockt jedes Jahr tausende Touristen an. Im Sommer ist es in Schweden üblich, die Abende bis spät in die Nacht draußen zu verbringen.
Quellen: http://www.swedendary.de/index.php/land-und-leute
http://schweden.pl7.de/schwedische-eigenarten-umgangsformen-und-verhaltensweisen